Der »eingebaute« Kunde und das alles abdeckende Full-Screen-Banner
• Der 11. Fall
Kennen Sie das auch? Der gewünschte Content liegt hinter einem Vorhang aus Werbung. Ist das gute Werbung?
Für viele Content-Anbieter im Internet sind Banner eine willkommene, oft notwendige Einnahmequelle. Wie eine nur auf Gewinn zielende Strategie Anbieter und Werbende Konsumenten und damit Geld kosten kann, zeigt dieser Fall.
Viele Newsseiten sind für mich ein Pflichtbesuch bei der alltäglichen Recherche – oder sei es auch nur, um den »normalen« Wissensdurst zu stillen. Leider bekommt man zunehmend von der gewünschten Seite nichts zu sehen, weil sich ein riesiges Banner wie ein Vorhang über den gesamten Content legt. Als Leser sucht man dann erst einmal nach dem großen »X«, mit dem man das unerwünschte Banner schließen kann. Ein echter Störer – man könnte meinen, der Zweck sei erfüllt. Mitnichten: Ich registriere zwar den Absender, jedoch nicht positiv, sondern nur als Störenfried, der in meinem Konsumentenleben keinerlei Rolle mehr spielen wird. Und auch der Anbieter bekommt einen negativen Touch, weil er seinen Inhalten so wenig vertraut.
Was ist passiert?
Zugegeben, auf den aus vielen Contentblöcken zusammengestellten Startseiten der Newsseiten mit seiner Bannerwerbung aufzufallen, ist nicht leicht. Überall blinkt es, bewegt es sich, wechseln sich Bilder, Videos und Text ab – die Banner versuchen, die Aufmerksamkeit der Leser auf sich und ihr Angebot zu ziehen. Wie bei vielen Printprodukten gibt es nun seit einiger Zeit auch bei den Internetseiten feste Bannergrößen und -formen. Manchen buchenden Kunden reicht dieses Portfolio nicht mehr aus und sie fordern noch größere, noch auffälligere Banner, um ihre Produkte zu bewerben – in der Annahme, das größer eben auch besser ist. Einige Internetseitenbetreiber geben diesen Verlockungen nach und bieten daher diesen »Vorhang« an. Größer geht es wirklich nicht. Der eigentliche Inhalt wird komplett von der Werbung verhüllt, abgedeckt und ist nicht mehr zu sehen.
Ein Spiel mit durchaus einigem Risiko: Da die Konsumenten nicht mehr sehen, auf welcher Seite sie sich befinden (wer schaut schon in die Adressleiste?), kann es passieren, dass sie meinen, dass auf der falschen Seite gelandet sind. Sie sind entsprechend verwirrt und müssen sich mühsam neu orientieren. Andere (wie ich) klicken das Riesenbanner einfach ungelesen und unbeachtet weg. (Streng genommen, beachte ich es schon, denn der Werbende landet auf meiner persönlichen Blacklist – aber das war ja nicht Ziel der Maßnahme.) Die wenigsten dürften sich mit dem Inhalt des Banners auseinandersetzen, denn es ist einfach nur eins: extrem störend.
Der Tipp des »eingebauten« Kunden
Ja, Banner sollen auffallen. Sie sollen stören und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aufpassen sollten Content Anbieter und Werbende allerdings, wenn sie es übertreiben und die Konsumenten verstören. Die Riesenbanner, die sich wie ein Vorhang über die Internetseite legen – media impact, der Vermarkter von bild.de nennt sie auch »Curtain Dropper« bei einer Anzeige bzw. »Big Stage« bei einem Video –, haben die ganz große Chance, genau dies zu tun.
Der Content Anbieter verschreckt seine Leserinnen und Leser, weil er sie von dem Content fernhält, der der Anlass für ihren Besuch ist. Macht er das zu oft, suchen sie sich eine neue Content Quelle, denn der Anbieter will sie ja ganz offensichtlich nicht mit Content versorgen.
Der Werbende bekommt eine schlechte Note, weil er wirklich heftig stört. Störungen sind bis zu einem gewissen Maß in Ordnung und werden hingenommen. Wer sich für das Produkt, das mit dem Banner beworben wird, interessiert, wird es vielleicht sogar mit Aufmerksamkeit beachten. Die Mehrheit wird nur genervt sein. Sie fühlt sich mit dem Holzhammer bearbeitet. Ein Gefühl, das nun wirklich niemand mag.
Für beide gilt: Setzen Sie diese Werbeform mit sehr viel Bedacht ein, denn wenn Sie das einmal zu oft machen, besteht die große Gefahr, dass Sie Ihre Klientel, die Konsumenten, verlieren. Es muss nicht immer der Holzhammer sein, die feine Klinge ist viel reizvoller…
Foto: Rob Laughter/Unsplash
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