Der »eingebaute« Kunde und die unangemessene Wartezeit •
Der 17. Fall
Sie benötigen dringend neue Fachkräfte für Ihr Unternehmen? Wie Sie neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleich zu Beginn auf Dauer verjagen, zeigt dieser Fall.
Leider ist dieser Fall ein echter Klassiker, der immer wieder passiert. Es ist beklagenswert, dass sich hier seit Jahren nichts oder nur sehr wenig tut… Wer sich nach einem neuen Job umsieht, verschickt in der Regel Bewerbungen – mal auf ausgeschriebene Stellen, mal als Initiativbewerbung oder weil ihn jemand empfohlen hat. In diese Bewerbung steckt man als Bewerberin bzw. Bewerber eine ganze Menge Aufwand und noch mehr Herzblut, denn man möchte ja wirklich bei dem angeschriebenen Unternehmen arbeiten, weil man es toll findet, einen die Aufgabe anspricht und es einen deshalb reizt, dort tätig zu sein.
In der Regel folgt eine Eingangsbestätigung, die oft automatisiert vom System verschickt wird. Dort lauern einige weitere Gefahren für das einstellende Unternehmen, wie Sie in den folgenden Fällen des »eingebauten« Kunden erfahren werden. In diesen Rückmeldungen wird meist versprochen, dass sich jemand im Unternehmen die Bewerbung nun genau ansehen wird und man sich dann beim Bewerber bzw. bei der Bewerberin melden werde.
Mir persönlich ist es nun bei einigen Firmen – sowohl große Konzerne als auch Mittelständler und Kleinunternehmen – passiert, dass ich auf meine Bewerbung seit Monaten keine Antwort bekommen habe. Einige Bewerbungen, bei denen ich nicht weiß, wie der aktuelle Stand ist, stammen aus dem letzten Herbst. Jetzt haben wir Juni 2023… Dass sich meine Einstellung zu diesen Firmen verändert hat und ich mir sehr gut überlege, ob ich dort wirklich arbeiten will, wenn es dann doch zu einem Vertragsangebot kommt, liegt auf der Hand.
Was ist passiert?
Hier können eine Vielzahl von Gründen in Frage kommen. Oft wird die Person, die in der HR-Abteilung für diese Stellenausschreibung verantwortlich ist, einfach den Überblick verloren haben und sie weiß nicht mehr, wer noch auf Antwort wartet. Es kann auch sein, dass sich bei der Besetzung der Stelle neue Gegebenheiten eingestellt haben, die eine zeitnahe Besetzung nicht möglich machen – die Ausschreibung also pausiert. Oder im Unternehmen hat man eine Vorauswahl getroffen, zu der die bewerbende Person nicht gehört, man findet sie aber so interessant, dass man ggf. später auf die zurückkommen will, unterlässt es aber, sie darüber in Kenntnis zu setzen.
Wie auch immer: Wer die Bewerberinnen und Bewerber eine längere Zeit im Ungewissen lässt, wie es bei ihrer Bewerbung aussieht, muss sich nicht wundern, dass sie sich anderen Firmen zuwenden. Aber es kommt noch schlimmer: Für mich persönlich kommen diese Firmen nach Ablauf einer gewissen Zeit (in der Regel nach sechs Monaten) auf die Blacklist, denn ich muss erwarten, dass ich nicht nur als Bewerber so behandelt werde, sondern auch als zahlender Kunde oder möglicher Geschäftspartner.
Der Tipp des »eingebauten« Kunden
Informieren Sie die Personen, die sich bei Ihnen beworben haben, regelmäßig und detailliert über den aktuellen Status ihrer Bewerbung. Mindestens alle drei bis vier Wochen sollten Sie eine kurze Mail verschicken, in der Sie über den Stand der Dinge berichten. So binden Sie einen möglichen neuen Mitarbeitenden bereits frühzeitig an Ihr Unternehmen und er/sie fühlt sich bereits jetzt im frühen Stadium wertgeschätzt und willkommen.
Selbst wenn es bei der Besetzung einer Stelle hakt, weil die Entscheidungsfindung in der Fachabteilung aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse länger dauert, setzen Sie die Bewerbenden darüber in Kenntnis. Wenn ihnen an der Mitarbeit in Ihrem Unternehmen gelegen ist, werden sie warten und dankbar für die Information sein. Verzichten Sie auf diese Statusmeldung und kommen später dann doch auf einen dieser Bewerbenden zurück, dürfen Sie sich nicht wundern, dass diese Person sich anderweitig orientiert hat.
Darüber hinaus entsteht ein Imageschaden für Ihr Unternehmen, denn der Bewerbende nimmt Sie als unzuverlässig und schlampig wahr – auch wenn das nicht der Realität entspricht, weil es gute Gründe für die Verzögerung gibt. Solange Sie das aber nicht kommunizieren, überlassen Sie den Bewerbenden die Beurteilung der Situation rein aus ihrem Blickwinkel. Wie sich dieser Bewerber an Sie erinnern wird, wenn es zu einem erneuten Aufeinandertreffen in der Zukunft und in anderen Rollen kommt, können Sie nur hier und an dieser Stelle beeinflussen. Gute, detaillierte Kommunikation hilft auch an dieser Stelle dem Marketing und damit Ihrem Unternehmen mehr Erfolg zu erzielen.
Grafik: Mark Ihlenfeldt
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