Der »eingebaute« Kunde

Die Fälle

Foto: Motaz Tawfik/pixabay

Der »eingebaute« Kunde und die versäumte Incentivierung •
Der 20. Fall

Warum eine fehlerhafte Auslobung von Preisanreizen bei Kundenbefragungen danach nur noch negative Ergebnisse bringen wird, erfahren Sie in diesem Fall.

Von meinem Stromanbieter erhielt ich letztens eine Einladung zu einer Kundenumfrage zum Thema E-Mobilität und Ladeinfrastruktur, einem Thema, das mich sehr interessiert. Weshalb ich auch sofort beschloss, die Fragen zu beantworten. Dass dann auch noch einige Incentives im Rahmen eines Gewinnspiels ausgelobt wurden, nahm ich erfreut zur Kenntnis – es war aber nicht ausschlaggebend für meinen Antrieb. Diese Incentivierung sorgte jedoch dafür, dass ich von weiteren Umfragen weiten Abstand nehmen oder die Fragen sehr »kreativ« beantworten werde.

Ich beantwortete also die knapp 20 Fragen und klickte dann auf den Button »Am Gewinnspiel teilnehmen«. Und wunderte mich. Denn anstatt der erwarteten Eingabemaske für meine persönliche Daten erschien … nichts. Es passierte rein gar nichts. Es gab keine Chance, an dem groß beworbenen Gewinnspiel teilzunehmen. Reloads waren zwecklos, ein »Zurück« im Browser – in der Umfrage selbst war dies nicht möglich – schmiss mich gleich ganz aus der Umfrage. Als ich die Umfrage über den vom Stromanbieter zugeschickten Link erneut aufrufen wollte, wurde mir mitgeteilt, dass ich die Fragen schon beantwortet hätte und ein erneutes Ausfüllen nicht möglich sei.

Aha. Schon seltsam. Meine Antworten wollt Ihr haben, aber wenn es um das ausgelobte Gewinnspiel geht, dann ist Schicht im Schacht. Auf einmal geht nichts mehr. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Sprecht mich bitte nie wieder wegen meiner Kundenmeinung zu Euch und Euren Produkten und Dienstleistungen an! Solltet Ihr das doch tun, werdet Ihr Euer blaues Wunder erleben, denn ich werde sehr fantasievoll antworten… (Und ja, ich weiß, dass meine Umfrageergebnisse dann automatisch aussortiert werden, weil sie nicht der erwarteten Verteilung entsprechen. Sei’s drum!)

Was ist passiert?

Marktforschungen und Meinungsumfragen sind für viele Firmen ein wichtiges Instrument, um die Kundenstimmung und -meinung zu erheben. Um einen stärkeren Reiz an die Klientel zu senden, sich daran zu beteiligen, werden häufig Incentives ausgeschrieben, die nach Beendigung der Umfrage verlost werden. Damit die Umfragedaten neutral bleiben und nicht mit der beantwortenden Person verknüpft werden können, werden die beiden Teile in der Regel technisch getrennt und nach dem Ende der Fragerunde erscheint eine Seite mit einem Link zum Gewinnspiel.

Im beschriebenen Fall scheint das fragende Unternehmen genau an dieser Stelle einen Fehler gemacht zu haben: Entweder hat man nur den Link vergessen oder man hatte nie im Sinn, diese ausgelobten Gewinne zu verlosen, und nur Interesse an den Antworten. Der erste Fall kann passieren, der zweite ist eher heikel, denn da wird etwas versprochen, das nicht eingehalten wird. Beide Fälle sind aus Sicht der Kunden negativ zu bewerten, denn sie können nicht an einem angekündigten Gewinnspiel teilnehmen. Die Stimmung trübt sich und die Meinung schlägt ins Negative um.

Ob sie erneut an Umfragen teilnehmen werden? Ob sie durchweg positiv sein wird, wenn sie es doch tun? Oder ob dieses erfolglose Erlebnis nicht doch einen bestimmenden Einfluss auf ihre Antworten in dieser nachfolgenden Meinungsumfrage haben wird… – Wie tragfähig die Ergebnisse der weiteren Marktforschung dann sind, sei dahingestellt. 

Der Tipp des »eingebauten« Kunden

Auch hier gilt: Checken Sie alle Abläufe einer Marktforschung mehrfach, bevor Sie sie live schalten. Am besten auf mehreren Systemen, intern wie extern, von mobilen Endgeräten und auch von stationären Rechnern. So können Sie sicherstellen, dass Ihnen möglichst alle Probleme schon vor der Veröffentlichung auffallen und Sie diese beheben können.

Sollten Sie allerdings tatsächlich Incentives ausloben, ohne diese wirklich ausgeben zu wollen, dann geht das gar nicht. Solche Versprechen sind zu halten, sonst dürfen Sie sich nicht wundern, dass es Konsequenzen für Sie gibt.

Foto: Motaz Tawfik/pixabay

© 2024 mimeco Mark O. Ihlenfeldt • Alle Rechte vorbehalten • Impressum

Drag & Drop Website Builder