Der »eingebaute« Kunde

Die Fälle

Grafik: Mark O. Ihlenfeldt

Der »eingebaute« Kunde und die blockierte Bewerbung •
Der 24. Fall

Wie Sie keine neuen Mitarbeitenden bekommen, weil Ihre Technik die Zusendung der Bewerbungen über Ihr HR-Portal verhindert, beschreibe ich in diesem Fall. Schlimmer finde ich jedoch, dass dies die betroffene Firma überhaupt nicht interessiert, als ich sie auf dieses Problem hinweise: Ich bekomme keine Antwort. Mit solchen Firmen mag ich nichts mehr zu tun haben…

Einige Fälle dieses Blogs zeigten ja bereits die Fallstricke beim Bewerbungsprozess in der aktuellen Zeit. Kürzlich hatte ich jedoch in diesem Zusammenhang ein Erlebnis der ganz besonderen Art: Ich fand eine ansprechende, reizvolle offene Stelle bei einem Marktführer im Maschinenbau in NRW, auf die ich mich bewerben wollte. Also erstellte ich eine ausführliche, genau auf die Stelle zugeschnittene Bewerbung und bereitete sie für den Versand vor.

Wie häufig heutzutage war die Bewerbung nur durch Ausfüllen eines Formulars und Hochladen meiner Unterlagen in einem HR-Portal möglich. Also gab ich alle notwendigen und gewünschten Daten ein und wollte auch die Anlagen hochladen. Anschreiben: OK. Lebenslauf: Der Ladebalken lief bis ca. 20 % und stoppte dann unvermittelt.

»Da gibt’s wohl gerade ein Problem mit der Verbindung zum Server«, dachte ich. »Ich werde wohl ein wenig warten müssen.«

Also tat ich andere Dinge am Computer, behielt die offene Seite mit der Bewerbung aber im Auge. Als sich nach 15 Minuten nichts tat, brach ich den Prozess ab.

Und probierte es erneut. Gleiches Ergebnis: Der Lebenslauf wurde nur bis zur 20 %-Marke hochgeladen, dann stoppte der Prozess ohne Angabe von Gründen.

Ich prüfte die Vorgaben der Firma für Dateien, die Bewerber hochladen wollen. Alles in Ordnung, alle Wünsche erfüllt, kein Fehler erkennbar.

»Vielleicht mögen sie Chrome nicht als Browser?« fragte ich mich und versuchte die Bewerbung auch über Safari und Edge auf meinem iMac zu platzieren. Immer mit dem gleichen Ergebnis: Der Ladebalken lief bis zu 20 % und stoppte dann. Es passierte einfach gar nichts.

»Und wenn es am Mac-System liegt? Sollte ich Windows ausprobieren?« überlegte ich. Ich schnappte mir den Windows-Laptop in unserem Haushalt und versuchte meine Bewerbung auch dort zu senden. Sowohl mit Chrome als auch mit Edge als Browser in den neuesten Versionen erhielt ich immer das gleiche Resultat: Kein Hochladen möglich.

»Da scheint es aber offenbar große Probleme zu geben. Ich werde es an einem anderen Tag nochmals versuchen.« beschloss ich daraufhin. Allerdings: Diese Fehlschläge wiederholten sich bei den Versuchen am folgenden Tag und am Tag darauf.

Als ich auch am dritten Tag keinen Erfolg erzielen konnte, entschied ich mich, den Kontakt zur Firma zu suchen. Ansprechpartner oder Telefonnummer in der Personalabteilung? Fehlanzeige. Die einzige Möglichkeit blieb das allgemeine Kontaktformular, in das ich nun meine Angaben eintippte und mein Anliegen eingab: Ich schilderte kurz meine Erlebnisse beim Hochladen meiner Daten, die damit erfolglose Übersendung meiner Bewerbung und bat um Auskunft, wann denn das Bewerberportal wieder funktionieren würde bzw. an welche E-Mail-Adresse ich denn alternativ meine Bewerbung senden könne.

Bis heute habe ich von dieser Firma keine Antwort bekommen.

Was ist passiert?

Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was hier passiert ist. Offensichtlich ein Fehler in der Technik der suchenden Firma. Da ich aber bereits Bewerbungen bei anderen Firmen, die dasselbe System vom gleichen Software-Hersteller nutzen, erfolgreich hochladen konnte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es an meiner Ausstattung liegt, sehr klein. Kann sein, dass sie einen Ausfall bei ihren Internetsystemen hatten. Das kann passieren.

Was nicht passieren darf, ist die Tatsache, dass auf ernsthafte externe Anfragen überhaupt nicht reagiert wird und man als Firma den »toten Mann« spielt.

Der Tipp des »eingebauten« Kunden

Kurz und bündig:

• Prüfen Sie Ihre Formulare für externe Kontakte regelmäßig auf korrekte Funktion.

• Reagieren Sie auf ernsthafte externe Anfragen auf jeden Fall und lassen Sie sie nicht unbeantwortet.

Es ist mir unerklärlich, wie ein (nach eigenen Angaben) Marktführer auf eine externe Anfrage keine Antwort geben kann. Solch klar gezeigte Arroganz und Ignoranz anderen Menschen gegenüber ist für mich ein Grund, von dieser Firma (und anderen Firmen aus der Firmengruppe) die Finger zu lassen – als Bewerber und als möglicher Geschäftspartner in der Zukunft.

Wie sagt man so schön: Hochmut kommt vor dem Fall! Nehmen Sie Ihre Kunden und die Menschen, die sich bei Ihnen als Mitarbeitende bewerben, ernst und begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe! Sonst besteht die Gefahr, dass Sie über kurz oder lang Ihre Geschäftsgrundlage verlieren…

Grafik: Mark O. Ihlenfeldt

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