Der »eingebaute« Kunde und das verpatzte Dinner •
Der 26. Fall
Wie Sie Ihre Gäste und Kunden so von dannen jagen, dass sie auf gar keinen Fall wiederkommen werden und auch noch über Ihre miese Organisation der Abläufe berichten, zeigt dieser Fall.
Am zweiten Abend an Bord unserer Kreuzfahrt planten wir einen Besuch im Fine-Dining-Restaurant. Die Reservierung nahmen wir bereits im Vorfeld über die Webseite der Reederei vor, bezahlten online und erhielten auch unsere Bestätigung per E-Mail. Nur die begleitenden Weine zum Fünf-Gang-Dinner sollten wir dann vor Ort begleichen.
Als wir zum angekündigten Zeitpunkt an der Tür zum Nobelrestaurant standen und unseren Namen nannten, staunten wir nicht schlecht.
»Wir haben keine Reservierung auf Ihren Namen.« näselte der Maître von oben herab.
»Wir haben bereits vorher über die Webseite reserviert und bezahlt.« erwiderte ich.
»Kann nicht sein, wir haben hier keinen Eintrag für Sie. Sie haben Ihre Reservierung bestimmt nicht bestätigt!« Voller Verachtung wollte uns der Chef der Servicebrigade schnell loswerden. Hinter uns staute es sich, weil wir nicht die einzigen waren, die zum Essen gekommen waren. Wir schauten uns an: Bestätigen? Was und wie sollten wir denn eine bereits getätigte Zahlung, für die wir bereits eine Quittung erhalten hatten, bestätigen?
Seufzend zog ich mein Smartphone hervor, suchte die Quittung heraus und zeigte sie dem arroganten Schnösel hinter dem Tresen.
»Hier bitte, da ist die Reservierung. Da steht das Datum von heute, die Uhrzeit und auch das Menü, das wir gebucht haben.«
Der Maître erstarrte kurz zur Salzsäule, fing sich aber schnell wieder. Offensichtlich hatte alles seine Richtigkeit und der Fehler lag eindeutig bei ihnen, bei der Reederei.
»Wir sehen, was wir machen können. Kleinen Moment, bitte.« Er tuschelte mit dem Kellner, der bereits eine Zeitlang neben ihm stand. Schließlich sagte er: »Bitte kommen Sie herein und folgen Sie meinem Kollegen.«
Der junge Mann nickte uns freundlich zu und hieß uns willkommen. Er führte uns zu einem Tisch direkt am Eingang, an dem in den folgenden Stunden alle anderen Gäste vorbeikommen würden. Der Katzentisch. Sie hatten uns wirklich nicht auf der Liste.
Wir setzen uns, entschlossen, das folgende Dinner zu genießen, denn es wurde über den grünen Klee gelobt als etwas besonders Außergewöhnliches auf einem Kreuzfahrtschiff. Es war, nun ja, so la la. Außergewöhnlich? Nicht wirklich. Solide Qualität war unser Fazit.
Die Organisation war dagegen mies. Wir beobachteten mehrere andere Paare, die hereinkommen wollten, aber vom Maître abgewiesen wurden, weil das kleine Restaurant nicht über genügend Tische verfügte. Auch diese Menschen hatten augenscheinlich über die Webseite der Reederei gebucht. Sie mussten sich nach einer Alternative für diesen Abend umsehen und zogen frustriert von dannen. Irgendwie stimmten das Getöse, die viele Werbung und die extrem hohe Aufmerksamkeit, die von der Reederei auf diese Gastronomie gelenkt wurde, mit der Realität überhaupt nicht überein. Viel mehr Schein als Sein.
Was ist passiert?
Zwischen der Reservierungszentrale der Reederei an Land und dem Reservierungsbüro an Bord fehlte hier der Informationsaustausch. Reservierungen, die vom Marketing an Land hervorgerufen wurden, kamen nicht im Reservierungssystem auf dem Schiff an. Und da es nicht nur uns so ging, sondern auch einigen anderen Gästen, war es wohl kein Einzelfall.
Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Egal, was passiert ist, es wirft kein gutes Licht auf die Organisation hinter den Kulissen, hinterlässt es doch ein sehr zweifelhaftes Geschmäckle. Die, die es betraf, werden darüber sprechen und wohl kein gutes Haar an der Reederei lassen.
Dazu kommt noch der unsäglich herablassende Tonfall des Maître am Einlass, der weder dem Ort noch dem Anlass angemessen war. So macht man sich total lächerlich (wir sind auf einem Kreuzfahrtschiff im Massenmarkt der Kategorie »Fun & Family« und nicht auf einem Luxusliner!) und lädt Gäste sicherlich nicht zum Wiederkommen ein. Sie bleiben aufgrund des ignoranten Verhaltens einfach weg.
Dass es auch anders geht, bewies man uns einige Tage später in einem anderen Spezialitätenrestaurant auf dem Schiff, das keinerlei Werbung bekam. Erstklassiger Service, tolle Ideen für die Speisenfolge, herausragende Güte der Lebensmittel und der Zubereitung – und das zu einem günstigeren Preis. Es zeigt sich, dass viel Tamtam nicht gleichbedeutend ist mit viel Genuss und Qualität und man sich sein eigenes Bild machen sollte.
Der Tipp des »eingebauten« Kunden
Erneut sind hier die Abläufe und Prozesse zum und vom Kunden betroffen, die nicht korrekt funktionierten. Prüfen Sie diese Abläufe immer wieder! Dass eine Automatisierung einmal richtig funktioniert, heißt nicht, dass das auf Dauer so bleibt. Checken Sie, ob Informationen, die an einer Stelle von verschiedenen Quellen zusammenlaufen auch wirklich am Ziel ankommen und ob sie korrekt und vollständig sind.
Wenn Fehler passieren, sollten Sie auf keinen Fall einen arroganten Ton anschlagen, sondern sich um eine verbindliche, ausgleichende Haltung bemühen, den Mangel wettmachen und einen mindestens gleichwertigen Ersatz finden. Wer in dieser Situation von oben herab reagiert, verliert die Kunden sofort und auf Dauer. Und das völlig zu Recht: Sie verdienen es dann nicht besser.
Foto: Gioele Fazzeri/pixabay
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