Der »eingebaute« Kunde und die nutzlosen Tickets •
Der 27. Fall
In diesem Fall beleuchten wir die seltsame Ticketorganisation auf der Kreuzfahrt, die dazu führt, dass sich die Kunden über den Tisch gezogen fühlen und ihr Vertrauen in die Reederei verlieren.
Im Vorfeld der Kreuzfahrt haben wir auch eine Reihe der angebotenen Ausflüge gebucht, um vor Ort Land und Leute kennenzulernen. Sicherlich lässt sich trefflich darüber streiten, ob das sinnvoll ist oder nicht, aber um einen ersten Eindruck in einer fremden Stadt oder Region zu bekommen, finden wir die von der Reederei angebotenen Trips ansprechend.
Auf anderen Schiffen war es immer so, dass wir die Tickets zu den gebuchten Touren am Abend vor dem jeweiligen Ausflug in der Kabine fanden, oft zusammen mit weiteren Hinweisen, beispielsweise zum Treffpunkt. Nicht so bei unserem Anbieter: Nach dem Einchecken lag am ersten Tag in unserer Kabine ein Umschlag mit den Tickets für alle gebuchten Trips. Freude kam bei uns auf, denn da waren einige sehr reizvolle Ziele dabei.
Bezahlt hatten wir die »Excursions«, wie sie auf dem Schiff genannt wurden, bereits im Vorfeld gemeinsam mit den weiteren Extras.
Irritierend wurde es dann am folgenden Tag, als wir einen Umschlag in der Kabine fanden, in dem uns erklärt wurde, dass ein Ausflug auf dieser Reise leider aufgrund mangelnder Teilnehmerzahl abgesagt wurde. Wir würden doch sicherlich eine Alternative im Programm finden und man bat uns, diese dann über die Schiffs-App neu zu buchen oder am Ticketschalter vorbeizukommen. Bedauerlicherweise fand keines dieser Angebote unsere Zustimmung, sodass wir entschieden, an dem Tag einfach auf eigene Faust unterwegs zu sein. Es war ein schöner Tag, an dem wir die Hafenstadt ganz für uns entdeckten, durch enge Gässchen schlenderten und am Hafen einen leckeren Lunch zu uns nahmen.
Noch irritierter waren wir allerdings, als wir die Abschlussrechnung der Kreuzfahrt erhielten. Dort wurde die bezahlte Summe für den stornierten Ausflug nicht zurückgebucht. Das war uns schon am letzten Abend auf dem Schiff aufgefallen, als wir die Vorab-Version in der App prüften. Der stornierte Ausflug war von der Liste verschwunden, eine Gutschrift oder Rückbuchung der dafür gezahlten Summe konnten wir aber nicht feststellen. In der App stand allerdings auch deutlich vermerkt, dass es zu den Ausflügen noch eine gesonderte Rechnung geben würde, die uns einige Tage nach der Rückkehr per E-Mail zugestellt würde. Diese Abschlussrechnung war dann allerdings an Unverständlichkeit nicht zu überbieten. Neben der Bezeichnung »Ausflüge« wurde eine Summe aufgeführt – und das war’s. Die Summe stimmte hinten und vorn nicht: Weder mit der Buchungsbestätigung noch mit der Summe, die von der Kreditkarte abgebucht wurde. Klärungsversuche mit der Reederei verliefen im Sande. Es blieb das Gefühl, von der Reederei über den Tisch gezogen worden zu sein, ein verlorenes Vertrauen und die Gewissheit, um diese Kreuzfahrtgesellschaft und ihre Schwesterfirmen künftig einen großen Bogen zu machen.
Was ist passiert?
Die Ticketorganisation ist in diesem Fall einfach schlecht – und alles andere, aber nicht kundenorientiert. Tickets für Ausflüge, bei denen noch nicht feststeht, ob sie stattfinden, an die Kunden abzugeben, zeugt von einer erschreckenden Haltung den Gästen gegenüber. Denn wenn der Ausflug – aus welchen Gründen auch immer – abgesagt werden muss, zieht das bei einer Organisation wie dieser unweigerlich viele Schritte nach sich, die mit Kosten verbunden sind. Oder man macht es so wie hier: Man versteckt das alles in einem undurchsichtigen Haufen von Aussagen und Bestätigungen, mit denen die Kunden wenig bis nichts anfangen können. Manche Kunden gehen dagegen vor, um ihr Recht durchzusetzen, andere ziehen eine andere Konsequenz: Sie kommen nicht wieder und vermeiden die ganze Reedereigruppe. Mit ihnen kann die Firma keine Geschäfte mehr machen. Ob das eine sinnvolle und vor allem langfristige Strategie ist? Das wage ich dann doch zu bezweifeln… Hier müsste die gesamte Struktur rund um die Ticketbuchung auf den Prüfstand, um sie klar und deutlich neu und vor allem kundenorientiert aufzubauen. So, wie sie derzeit ist, spielt sie mit dem Vertrauen der Gäste und damit eindeutig mit dem Unternehmenserfolg.
Der Tipp des »eingebauten« Kunden
Wieder ein Prozess, der nicht kundennah gestaltet wurde, sondern vor unlogischen und vor allem für die Gäste nicht nachvollziehbaren Schritten strotzt. Solange alles gut geht und es keine Nachfragen gibt, mag das in Ordnung sein. Sobald es jedoch Abweichungen vom Plan – wie Absagen oder Stornierungen – gibt, stürzt dieses Organisationsmodell wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Wer solche undurchsichtigen Prozesse aufsetzt und auf Dauer verfolgt, darf sich nicht wundern, wenn ihm die Kunden wegbleiben. Gehen Sie klar und deutlich – und damit für den Kunden einfach nachvollziehbar – mit allen Buchungen, Reservierungen und Bestätigungen um und zeigen Sie genau so klar und nachvollziehbar, was bei Absagen oder Stornierungen – besonders wenn schon Geld geflossen ist – passiert und wo die Kunden das prüfen können. Wenn Sie die Kunden da im Unklaren lassen, verlieren diese ihr Vertrauen in Ihr Unternehmen und werden sich Ihren Wettbewerbern zuwenden. Und wenn es sich dann um einen Konzern mit mehreren Anbietern in einer Branche handelt, werden auch diese Schwesterfirmen nicht mehr von diesen Kunden hören, weil sie davon ausgehen, dass dieses kundenunfreundliche Gebaren im ganzen Unternehmensverbund gang und gäbe ist. Diese Kunden haben Sie auf Dauer vergrault – nicht nur für sich, sondern auch für Ihren gesamten Konzern. Das können Sie doch besser, oder? Denken Sie kundenorientiert!
Foto: jessica45/pixabay
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