Der »eingebaute« Kunde und die versteckte Kommunikation •
Der 34. Fall
Wie Sie Ihre Kunden mit einer gut gemeinten, aber zu komplex geratenen Kommunikationsstruktur vertreiben, beschreibt dieser Fall.
In manchen Branchen geht es geheimnisvoller zu als in anderen. Da geht es statt um FMCG um streng gehütete Firmengeheimnisse, beispielsweise Innovationen, die bereits patentiert, aber noch nicht auf dem Markt verfügbar sind. Oder bei der HR-Arbeit um persönliche Daten von Bewerbern oder Mitarbeitern, die nicht für die Allgemeinheit gedacht sind. Es gibt also gute Gründe dafür, manche Prozesse – und damit auch die Kommunikation in diesem Zusammenhang – besonders zu schützen.
In diesem Fall hatte ich in Personalangelegenheiten mit einer Firma aus dem Dienstleistungssektor zu tun. Die allgemeinen und administrativen Themen wurden über meine private E-Mail-Adresse besprochen, während die jobbezogenen und persönlichen Themen über ein gesondertes Portal abgewickelt wurden, das gesondert geschützt war (Username + Passwort + Zwei-Faktor-Authentifizierung). Als ich jedoch eines Tages eine allgemeine Anfrage stellte, bekam ich keine Antwort. Nach einiger Zeit des Abwartens schaute ich in meinem Spamfilter nach, denn dorthin leitete der Mailserver manches Mal auch Post von als »bekannt« markierten Absendern um. Nein, keine Antwort vorhanden. Ich dachte nach und war kurz davor, bei der Firma anzurufen, als mir einfiel, dass es ja durchaus sein könnte, dass die Antwort im geschützten Bereich des Unternehmens gelandet sein könnte.
Nachgesehen und in der Tat dort gefunden. Die Firma hatte meine allgemeine Anfrage tatsächlich im persönlichen Bereich beantwortet, obwohl es weder um einen Job oder persönliche Daten ging. Sehr seltsames Gebaren! Ich war einigermaßen verwirrt und verstand die Struktur dahinter nicht. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht, schien hier die Vorgabe gewesen zu sein.
Was ist passiert?
Offensichtlich bekam meine Anfrage während der Beantwortung im Kommunikationsprozess das Attribut »Job« oder »Persönlich« verpasst. Ob vom System (KI lässt grüßen?) oder von einem Menschen lässt sich im Nachhinein nicht mehr feststellen. Auf jeden Fall gestaltete sich der dann folgende Ablauf streng nach Schema F: Antwort nicht an die E-Mail-Adresse, von der die Anfrage kam, sondern in das interne, geschützte Postfach. Darüber wird der Absender natürlich nicht in Kenntnis gesetzt, denn die Systemarchitektur geht ja davon aus, dass auch die Anfrage schon im geschützten Bereich gestellt wurde. Alles verstanden? Gut gemeint, aber zu komplex – für meinen Geschmack…
Der Tipp des »eingebauten« Kunden
Wenn Sie mit Ihren Kunden in einem geschützten Bereich kommunizieren, dann macht es Sinn, Ihre Kunden über Antworten, Mitteilungen oder andere Informationen, die Sie dort für Ihre Klienten ablegen, gesondert zu informieren. Nicht jeder schaut regelmäßig in solch einem besonderen Postfach nach, das er nicht über sein übliches Mailprogramm abrufen kann. Gute Beispiele sind viele Banken, Versicherungen und auch manche Ämter, von denen man in einer offenen E-Mail eine Nachricht bekommt, dass es eine neue E-Mail gibt, die man im geschätzten Bereich abrufen könne. Der Kunden kann sich nun dort einloggen und die für ihn bestimmte Information abrufen. Wichtig ist nur, dass Sie die Info an den Kunden, dass eine neue Nachricht in seinem geschützten Postfach vorhanden ist, nicht vergessen. Sonst kann es passieren, dass der Kunde die Info nicht oder zu spät erhält.
Schöner Nebeneffekt: Gerade bei heiklen Informationen und persönlichen Daten wird so sichergestellt, dass diese Daten nicht abgegriffen werden können – Stichwort: Phishing. Ist zwar ein wenig mehr Aufwand für die Kunden, aber die wesentlich sicherere Variante.
Montage: Mark Ihlenfeldt unter Verwendung eines Fotos von DEDUCO/pixabay.com
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