Der »eingebaute« Kunde

Die Fälle

Foto: Amy Hirschi

Der »eingebaute« Kunde und die doppelte Kundenansprache
• Der 5. Fall

Customer Relationship Management Programme sollen vor allem eins: Für ein perfektes Kundenbeziehungsmanagement sorgen. Dumm nur, wenn man es falsch einstellt, und potenzielle Kunden damit nachhaltig vergrault.

Wie man meinem Status in den Sozialen Netzwerken LinkedIn und XING entnehmen kann, bin ich offen für neue Aufgaben. Das scheint einige Menschen anzusprechen, die sich selbst als »Karriereberater« oder »Karrierecoach« bezeichnen. Sie bieten ihre Dienste bei der Erstellung eines Profils an, wollen den Weg in den verdeckten Arbeitsmarkt ebnen und werben mit einer individuellen, persönlichen Beratung. Gegen eine fürstliche Entlohnung natürlich. Also das, was namhafte Personalberatungen und Outplacement-Berater auch tun. Was die allerdings nie machen würden, ist in den Sozialen »Karrierenetzwerken« gang und gäbe: Die Direktansprache von möglichen Klienten. Mal wird man plump von der Seite angemacht, mal wird man direkt angesprochen und oft stellt man die seltsam klingende Frage »Sind Sie wirklich auf der Suche?«.

Ich benötige diese Unterstützung nicht, denn ich habe glücklicherweise eine sehr gute, ordentlich arbeitende Personalberaterin an meiner Seite, die Teil eines größeren Netzwerks ist. Also sage ich den sogenannten »Karrierecoaches« freundlich, aber bestimmt, ab. Man sollte meinen, dass dann Ruhe herrscht. Falsch gedacht: Manche dieser Zeitgenossen (es sind fast ausschließlich Männer) tummeln sich wie ihre Zielgruppen auf mehreren Plattformen. Und dort spricht man eben jeden und jede an, der bzw. die einem in den Fokus gerät und der/die irgendwie in das gewünschte Klientenschema passt.

So passiert es, dass man in einem zweiten Netzwerk auf einmal genau den gleichen, dämlichen Text erhält, den man Wochen zuvor schon hier erhalten hat. Verwundert prüfe ich meinen Kontaktverlauf. Ja, es ist eine Doppelung vorhanden, dieser Mensch hat mich schon einmal angesprochen. Ich teile ihm umgehend mit, dass ich auf seine Dienstleistung komplett verzichten kann, denn ich muss vermuten, dass diese Arbeitsqualität auch zum Tragen kommt, wenn ich ihn beauftragen würde.

Was ist passiert?

Das CRM, das dieser »Karriereberater« einsetzt, hat ihn nicht davor gewarnt, dass es sich um eine doppelte Anfrage handelt. Es fand keine interne Abstimmung statt, sondern die Anfrage ging ungeprüft ein zweites Mal raus, obwohl genau dieser Kunde zuvor schon abgesagt hatte. Ziemlich dumm gelaufen, denn so bekomme ich also möglicher Kunde den Eindruck, dass die »Karrierecoaches« nicht sorgfältig und gewissenhaft arbeiten. Solchen Menschen möchte ich meine Karriere nicht anvertrauen und verzichte auf diese Dienstleistungen. Bei Massensendungen für allgemeine Services oder Verbraucherprodukte wie FMCG mag das alles nicht so schwerwiegend sein, bei einer so persönlichen Dienstleistung wie einer »Karriereberatung« legt die Klientel dagegen Wert auf eine erstklassige und perfekte Unterstützung.

Der Tipp des »eingebauten« Kunden

Die Ansprache potenzieller Kunden findet immer häufiger mit automatisierten Prozessen statt. Stellen Sie die Tools, die Sie dafür nutzen so ein, dass ein Kunde nicht doppelt angesprochen wird, wenn Sie ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihm aufbauen wollen, weil es beispielsweise um eine sehr sensible, persönliche Dienstleistung geht.

Wenn dann die doppelte Ansprache auch noch mit genau demselben Textinhalt passiert, haben Sie bei den Angesprochenen sofort verloren. Warum sollten Sie beauftragt werden, wenn Sie damit doch schon bewiesen haben, dass Sie zum einen den Kundenwunsch ignorieren und zum anderen Ihre Daten und Ihre internen Prozesse nicht im Griff haben?

Individuelle Dienstleistungen bedürfen auch einer individuellen Ansprache! Das macht mehr Arbeit, ja. Aber es lohnt sich.


Foto: Amy Hirschi

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